(wm) Wer ihm begegnete, war stets beeindruckt, obwohl der hochbetagte 1920 in Dresden zur Welt gekommene Peter Reichenbach eher klein, schmächtig und sehr zurückhaltend war. Rickenback, so sein anglisierter Name, starb am 11. Juni 2015 in London. Er stammte aus einer Rechtsanwaltfamilie, die er 1936 wegen seiner jüdischen Abstammung verlassen musste. Nach drei abenteuerlichen Fluchtjahren vor den Nazis gelang es ihm, über die Niederlande nach England zu emigrieren, wo er sich 1945 einbürgern und dauerhaft niederlassen konnte. Im gleichen Jahr begann er mit einer Briefmarkenfirma („Waltham Stamp Company“), die sich in den folgenden Jahren erfolgreich auf das Sammelgebiet Deutschland spezialisierte.
Rickenback wurde als Philatelist und Freund seiner Heimatstadt Dresden weltbekannt. Er pflegte zahlreiche Spezialsammlungen, u.a. zur Postgeschichte Dresdens (Stadtpost Dresden), zu Dresdener Ansichtskarten und zu Dresdner Werbemarken (letztere stiftete er 2006 dem Stadtmuseum Dresden). Dem Berliner Philatelisten-Klub von 1888 e.V. gehörte er seit dem Januar 1956 an, dem Verein für Sächsische Postgeschichte und Philatelie Dresden e.V. sogar bereits seit Januar 1948. Für zehn Jahre war er Vorstandsmitglied der britischen Philatelic Trader Society und er gehörte zeitweise dem ersten Vorstand der British Philatelic Federation an. Auch der Weltverband der Philatelie-Journalisten und Autoren (AIJP) zählte Rickenback zu seinen hoch geschätzten Mitgliedern.
1953 gab R. die erste englische Philatelie-Zeitschrift für Deutschland, „German Philatelic Review“, heraus, die bis 1957 erschien. 1955 veröffentlichte er zusammen mit Joachim Hosang die Broschüre „Stamps in Battledress“. Später war er Mitarbeiter am Katalog der Gedenk-Werbe- und Wohlfahrtsmarken von Dresden von H. Wesche sowie bei dem Werk „Benachrichtigungsaufkleber von der kgl. Sächs. Post zur Reichspost“ von Werner Daniel. Bis zuletzt forschte und schrieb er über zahlreiche mit der Stadt Dresden zusammenhängende Fachthemen. ...mehr